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Projekt Kalibur

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Ein kubisch schlichtes Volumen ergänzt die Anlage an ihrem westlichen Rand und bildet mit dem bestehenden Gebäude HL ein selbstverständliches und ruhiges Ensemble.

Der Mittelkörper wird von zwei Köpfen oder Annexen flankiert. Die ganze Konstruktion ist als Holzbau angedacht, wobei sich die beiden angehängten Baukörper durch ein engeres Fassadenraster auszeichnen. Die Ausformulierung der Fassade der beiden Bauteile ist dabei stark differenziert.

Der Hauptkörper mit einer tektonisch und geschossig gegliederten Holzfassade und die beiden Annexe mit einer Vollverglasung. Dieser Entscheid führt zu inhaltlichen wie auch belichtungstechnischen Problemen, welche die Jury nicht zu überzeugen vermag. In den Grundrissen wird offensichtlich, dass die vertikalen und raumhohen Fenster des Hauptkörpers das tiefe Bürogeschoss nicht ausreichend belichten können. Denn der Brüstungsbereich eines französischen Fensters bringt im Bürobau wenig Nutzen und zudem verschlechtern die seitlich geschlossenen Wandscheiben die Tageslichtnutzung der Büroarbeitsplätze zusätzlich.

Dies in Kombination mit den übertiefen Büros, in denen vier nebeneinander aufgereihte Arbeitsplätze vorgeschlagen werden, wird voraussichtlich vom Arbeitsinspektorat bzw. von der SUVA kaum bewilligt werden.

Bei den Annexbauten wird dazu im Kontrast eine Vollverglasung vorgeschlagen, die wiederum beim Sanitärblock nicht zu überzeugen vermag. Hier ist kaum nachvollziehbar weshalb an dieser attraktiven Stelle, mit bester Sicht zum Wald, die Nebenräume inszeniert werden. Bei der geplanten Anordnung der Nasszellen funktioniert die natürliche Ableitung des Schmutzabwassers in den bestehenden Pumpensumpf nicht. Die Raumanordnung im Werkstatt-Bereich und des Metalllagers ist nicht optimal, wie auch die abgesetzte Autowaschanlage nicht erwünscht ist.

Das als Begegnungsraum und für informelle Besprechungen möblierte Treppenhaus ist eine schöne Idee, die vermutlich am Brandschutz scheitern wird. Zwar wird der Fluchtweg in eine Richtung nachgewiesen, aber dieser führt, wenn das Treppenhaus nicht als Fluchtweg gebraucht wird, über mehr als zwei Räume und ist in der vorgeschlagenen Art wohl kaum umsetzbar. Ansonsten ist die Anbindung an das bestehende Gebäude HL gut umgesetzt.

Das Gebäude und die prägende Struktur wirken transparent und leicht. Die kompakte Form wird mit seitlich angeordneten, ebenfalls transparenten Erschliessungszonen ergänzt.

Die primäre Holzstruktur ist einer klassischen Flachdeckenkonstruktion nachgebildet. Dies scheint möglich, weil die Unterzüge liegend und in deckengleicher Höhe wie die Deckenkonstruktion eingebaut sind.

Zu Lasten der hohen Transparenz und Leichtigkeit vermisst man die Robustheit und Massivität, welche für die Brandschutzsicherheit und Stabilität gegen Erdbeben und Wind erforderlich sind.

Erdberührte Bauteile in Massivbauweise bilden die Abstellbasis für den leichten Gebäudekörper der oberen Geschosse. Die Tragstruktur des Holzbaus wird aus statischer und konstruktiver Sicht im Wesentlichen durch die folgenden Kriterien geprägt: Transparente Struktur ähnlich einer Flachdecke im Massivbau, Deckengleiche und liegende Unterzüge, einer statischen Herausforderung für die Bemessung und konstruktive Ausbildung der Schlüsseldetails, einer klaren Struktur und Systemrasterung und der Stabilisierung durch einen Liftkern und tragende Innenwände welche die dargestellte Flexibilität wieder einschränken.

Die resultierende lichte Raumhöhe von lediglich 2,58 m und eine Konstruktionshöhe der Decken von ca. 52 cm ist bedingt effizient gelöst und berücksichtigt noch nicht die im Deckenbereich abgehängt anzuordnenden Technikelemente (Hybridmodule). Die Situierung erlaubt eine vergleichsweise reduzierte räumliche Flexibilität.
Dem Einsatz nicht erneuerbarer grauer Energie und den damit verbundenen CO2-Emissionen wird in einer sehr effizienten Weise begegnet.

Sowohl das Gebäudevolumen als auch die Geschossfläche sind lediglich leicht grösser als die jeweilige Vorgabe und die Flächeneffizienz (GF/HNF) ist sogar leicht besser als der Zielwert. Die resultierende Gebäudehüllziffer (A/GF) entspricht ziemlich genau der Vorgabe und mit einem vergleichsweise tiefen Fensteranteil von ca. 30 % kann die Einhaltung der Werte gemäss Minergie P-Eco gut gewährleistet sein.

Der sommerliche Wärmeschutz erfolgt über aussenliegende vertikale Stoffstoren, welche in Bezug auf die Tageslichtsituation in den Innenräumen aufgrund der fehlenden Zwischenstellungen nur eine bedingt gute Situierung zwischen Sonnen- und Blendschutz zulassen.

Die vertikale Erschliessung der Medien ist über eine zentral situierte Steigzone gewährleistet. Die Systemtrennung für die horizontale Erschliessung ist aufgrund eines Brüstungselement mit integrierter Elektroverteilung nur HLKS-seitig konsequent situiert. Die HLKS-Medien werden in der Verkehrszone und offen geführt. Der Raumkomfort erfolgt thermisch über passive PCM-Elemente in den Fassaden und über flächendeckend eingesetzte, abgehängte und akustisch wirksame Hybridelemente für Heizen/Kühlen und Lüftung. Die kontrollierte Hygienelüftung erfolgt über eine als Dachaufbau situierte Zentrale und sorgt mittels Einzelraumregelung (VAV) für eine bedarfsgerechte Luftqualität.

Die vorgesehene Eigenstromproduktion mittels Photovoltaik beschränkt sich auf eine geständerte Anlage auf dem Flachdach (Restfläche nebst Lüftungszentrale) und auf fassadenintegrierte, transparente PV-Elemente im Bereich des westlichen Anbaus. Der Beitrag der Eigenstromproduktion zum gesamten Elektrizitätsbedarf ist vergleichsweise hoch.

Die durchgehende Asphaltfläche südlich des Neubaus fügt sich in den Bestand gut ein. Ökologische Aufwertungen fehlen. Der Mehrwert an Aufenthaltsqualität im Hof erscheint gering. Die konzentrische Landschaftsskulptur vermag nicht zu überzeugen.

Das Projekt besticht durch eine interessante gestalterische Umsetzung und Ausformulierung mit guten Ansätzen in der Nachhaltigkeit. In der räumlichen Organisation der Grundrisse, namentlich der kaum brauchbaren Büros fanden diese guten Ideen leider nicht ihre Entsprechung.

  

Verfasserteam

Architektur/Landschaftsarchitektur
Steiger Concept AG
Philipp Lehmann
Sergio Bruns
Tanja Durango
Matthias Isch

Bauingenieurwesen
AB Ingenieurs Civils
Olivier Francey

HLKKS-Ingenieur/Elektroingenieur/Gebäudeautomation
Cuter Gebäudetechnik AG
Rosario Cuter

Projektsteuerung/Kostenplanung
Confirm AG

Bauphysik A & B
Basler & Hofmann AG
Remo Niklaus